Aktuelles

Querfront der Herzen. Die Heimatsehnsucht des deutschen Identitätspop (von links nach rechts)

Vortrag und Diskussion mit Frank Apunkt Schneider

16. Juni 2023, 19.00 Uhr, Brauerei Fuchsbeck, Hagtor 1, 92237 Sulzbach-Rosenberg

Seit dem 3.10.1990 wird zurückgeschossen: Die wiedervereinigten Deutschen haben jener Kultur den Krieg erklärt, die im 20. Jahrhunderts zum Synonym für Heimatlosigkeit, Migration und kulturelle Umvolkung geworden ist. Gegen die Überfremdungslust durch wurzellose Popmusik setzen sie „deutsche Popidentität“, der es im Sommer 2015 erstmals gelang, die Album-Charts zurückzuerobern: So genannte „einheimische Produktionen“ hatten die ersten zehn Plätze unter sich aufgeteilt. Ein Novum! Dafür musste sie nicht bloß die Spracheinstellung von Englisch auf Deutsch ändern, sondern auch die klassischen Pop-Themen mit deutscher Ideologie überschreiben. Und die will nicht mehr hinaus in Welt oder zur anderen Seite durchbrechen. Der Deutschpop der Gegenwart fühlt sich pudelwohl in der unbedrohlichen und überschaubaren Welt der Identitäten, der Eigenheime und Herkunfts-Kieze, der Familien, Zweierbeziehungen und alles überdauernden Freundschaften. Er kennt keine Parteien mehr, nur noch Nestwärme. Deswegen singen alle auch dasselbe, egal auf welcher Seite von „Weltanschauung“ sie sich zu befinden glauben: Strammer Rechtsrock, Deutschrap aus dem Ghetto und die bunt-statt-braunen anständigen Popdeutschen haben dieselbe Agenda. Und die passt perfekt zu jener hysterischen Sehnsucht nach Heimat und Zusammenhalt, die die Deutschen gerade um ihren Verstand und den letzten Rest kritischer Vernunft bringt.

Frank Apunkt Schneider ist unfreundlicher Plattenhändler, unfreier Autor und selbsternannter Poptheoretiker, Mitherausgeber der testcard und der deutsche Außenposten der Kulturbewegung monochrom (www.monochrom.at). Aktuelle Veröffentlichung: Deutschpop halt’s Maul! Für eine Ästhetik der Verkrampfung (Ventil Verlag 2015).

DIE VERANSTALTUNGSREIHE FINDET IN KOOPERATION MIT DEM KURT-EISNER-VEREIN FÜR POLITISCHE BILDUNG IN BAYERN E.V., DER ROSA-LUXEMBURG-STIFTUNG STATT.

– Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen. –

Der Pass mein Zuhause

Lesung mit Andrei S. Markovits

03. Mai 2023, 19.00 Uhr, Ehemalige Synagoge, Synagogenstraße 9, 92237 Sulzbach-Rosenberg

Andrei S. Markovits legt mit diesem Buch die bewegte Autobiografie eines jüdischen Intellektuellen in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor, geprägt von vielfältigen Orten, Sprachen und Emigrationen. Er analysiert vor allem die Strapazen der doppelten Emigration: aus Rumänien, wo er geboren wurde, nach Wien, wo er zur Schule ging, und von Wien nach New York, wo er an der Columbia University studierte.

Moderation: Erich Später


Der Eintritt ist frei!
In Kooperation mit verdi und Buchhandlung Volkert

Internationale Solidarität in der EU – Können Gewerkschaften das?

Veranstaltung mit Martin Seeliger

27. April 2023, 19.00 Uhr, Brauerei Fuchsbeck, Hagtor 1, 92237 Sulzbach-Rosenberg

Die Wirtschaft ist international aufgebaut und wird (vor allem) national reguliert. Auf diese Weise geraten Arbeitskräfte in lokalen Produktions- und Dienstleistungs-Jobs miteinander in Konkurrenz.
Können Gewerkschaften die Entstehung entsprechender Konkurrenzverhältnisse durch internationale Solidarität abschwächen oder sogar verhindern? Um diese Frage soll es im Vortrag gehen.

In Kooperation mit verdi

Ein Haus voller Wände

Lesung mit Frédéric Valin

18. April 2023, 19.30 Uhr, Buchhandlung Volkert, Neustadt 6, 92237 Sulzbach-Rosenberg

Wie prägt das Pflegen einen Menschen, wie prägen ihn die Gepflegten? Nach seinem Buch »Pflegeprotokolle« (2021), in dem er Berichte über die Care-Arbeit anderer protokollierte, widmet sich Frédéric Valin nun in einem autobiografisch gefärbten Roman der eigenen Pflegetätigkeit. Sieben Jahre lang arbeitet der Protagonist auf einer Gruppe mit Menschen, die als geistig behindert gelten, und lernt dabei nicht nur die Bewohnerinnen kennen, sondern auch etwas über die Macht, die ihm übertragen wird, die Machtlosigkeit der Bewohnerinnen, er hinterfragt die Mechanismen des Pflegesystems und die gesellschaftlichen Gewissheiten über Krankheit, Behinderung und Tod – und er wird dabei selbst sensibler seiner Umwelt gegenüber.

»Ein Haus voller Wände« ist mehr als ein Bericht von einer Arbeit, das Buch umkreist die verschiedenen Aspekte, die sich in der kleinen Wohngruppe zeigen. Darüber aber vergisst es die Menschen nicht, die hier zusammenkommen und ihre schönen, traurigen, lustigen Momente teilen. So entsteht ein bewegender Roman zu einem der drängendsten Probleme unserer Zeit.

Der Eintritt ist frei!

In Kooperation mit verdi und Buchhandlung Volkert

„Probleme des Antirassismus“

07. März 2023, 19.00 Uhr, Kolping-Bildungswerk, Adolph-Kolping-Straße 1, 92237 Sulzbach-Rosenberg

Buchvorstellung & Diskussion mit Ingo Elbe, Katrin Henkelmann und Andreas Stahl

Nicht erst seit den Protesten der Black-Lives-Matter-Bewegung im Jahr 2020 hat die Debatte über Rassismus in der öffentlichen und wissenschaftlichen Auseinandersetzung eine zentrale Rolle eingenommen. Einzug in den gesellschaftlichen Mainstream erhalten dabei besonders Positionen, die von akademischen Strömungen wie „Critical Whiteness“, dem Postkolonialismus oder Poststrukturalismus beeinflusst sind. Statt einer theoretischen Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Entstehungsbedingungen des Rassismus begegnet man in diesen Ansätzen häufig Angriffen auf Universalismus und Vernunft oder der Einebnung der Spezifik von Antisemitismus und Holocaust. Dagegen befinden sich sozialpsychologisch, ideologiekritisch und materialistisch argumentierende Analysen und Kritiken von Rassismus offenbar immer stärker in der Defensive. 

Der vorgestellte Band „Probleme des Antirassismus“ beleuchtet insbesondere die blinden Flecken und Verzerrungen des vorherrschenden Antirassismus und versucht gleichzeitig einige Leerstellen gegenwärtiger Rassismustheorie zu füllen.
Katrin Henkelmann und Andreas Stahl werden in ihren Vorträgen auf einige Problematiken antirassistischer Theorie und Praxis eingehen und den Band allgemein vorstellen. Ingo Elbes Beitrag wendet sich insbesondere dem Verhältnis von Postkolonialismus und Antisemitismus zu.

Ingo Elbe ist wissenschaftlicher Mitarbeiter und Privatdozent am Institut für Philosophie der Universität Oldenburg. Letzte Publikationen zum Thema: Gestalten der Gegenaufklärung. Untersuchungen zu Konservatismus, politischem Existentialismus und Postmoderne, 2. Aufl., Würzburg 2021; Postkolonialismus und Antisemitismus. Working-Paper #006 des Center for Antisemitism and Racism Studies.
Katrin Henkelmann studiert Philosophie an der Universität Oldenburg (vorher Psychologie in Trier) und hat die Sammelbände Konformistische Rebellen. Zur Aktualität des autoritären Charakters (2020) und Subjekt und Befreiung. Beiträge zur kritischen Theorie (2022) mitherausgegeben.
Andreas Stahl studiert Politikwissenschaft und Philosophie, ist in der politischen Bildung tätig und Mitherausgeber der im Sammelbände Konformistische Rebellen. Zur Aktualität des autoritären Charakters (2020) sowie Subjekt und Befreiung. Beiträge zur kritischen Theorie. Band 1 (2022).
Die drei Referent*innen haben Ende 2022 mit anderen zusammen den Sammelband Probleme des Antirassismus. Postkoloniale Studien, Critical Whiteness und Intersektionalitätsforschung in der Kritik bei Edition Tiamat herausgegeben.

–Die Veranstaltenden behalten sich vor, von ihrem Hausrecht Gebrauch zu machen und Personen, die rechtsextremen Parteien oder Organisationen angehören, der rechtsextremen Szene zuzuordnen sind oder bereits in der Vergangenheit durch rassistische, nationalistische, antisemitische oder sonstige menschenverachtende Äußerungen in Erscheinung getreten sind, den Zutritt zur Veranstaltung zu verwehren oder von dieser auszuschließen.–

Die Veranstaltung wird gefördert von dem Kurt Eisner Verein.

Andreas Stahl vorab im Interview

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